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Rosspoetik

Letzte Nacht sah ich ein Ross in uns‘rem Garten Noch stand‘s still und harrend, als würde es warten So ruhig und dunkel und doch so erhaben Über den Dingen schwebend, in dunkelsten Farben

Bis der Morgen graute, als noch niemand nach dem Tiere schaute so lange, so still Da schickte der Morgen sein erstes Gefieder Und über den Hufen des Pferdes zuckten die Glieder

Es wuchs und wuchs, wurde hoch wie die Kiefer Und blickte herab auf tobende Viecher

Als der Morgen graute, plötzlich alles nach dem Tiere schaute

so lange, so still

Nun entstand im Garten ein großes Gedränge Die Frage, wie man auf des Rossens Rücken gelänge

trieb die Gemeinde um in grauem Gepränge bald schafften’s die Ersten, Nase hoch, auf der Stelle

Als der Morgen graute Beinahe alles von dem Tiere schaute

So lange, so laut

Das hohe Ross bäumte sich links, bäumte sich rechts

Uneingedenk, welches Geschlechts Es stakte umher, traf dabei Schwache und Arme Die große Gemeinde schlug kreischend Alarme

Als der Morgen graute

Händeringer ohne Morgenflaute

So lange, so dull

Wohin mit dem Viech, wenn das Reiten vorüber? Der Mob guckte verlegen, das Ross war hinüber

Zurück blieb der Schaden, welcher Hochmut beschieden

Geholfen hat’s keiner:m und schon gar nicht ward Frieden

Nachdem der Morgen graute

Alles über’n Ozean schaute

So weit, so wurscht


Text: Justus Spannaus





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