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Langeweile



Nichts passierte. Erwin K. saß sich den Hintern auf dem Drehstuhl platt, während er aus dem Fenster in den Hinterhof blickte. Dieser zeigte kahle Bäume, die sich müde im Wind hin und her wiegten. Unter den Bäumen warfen sich Kinder gegenseitig einen Ball zu, bald rollt dieser unter ein Auto, keines der Kinder hat Elan, ihn dort wieder hervorzuholen. Mensch beschließt es für heute gut sein zu lassen. Oben am Fenster ruft ein Vater sein Kind zum Abendessen. Das Kind geht ab. Die anderen blicken sich unverstohlen an. Erwin K. Nimmt oben in seinem Zimmer einen Schluck Orangensaft aus Orangensaftkonzentrat. Die Zeitschriften, die er sich zum Sortieren zurecht gelegt hat warten bereitwillig und still auf dem Schreibtisch. Draußen singt kein Vogel. Das Telefon klingelt, Erwin K. Hebt den Hörer ab. Es ist eine Versicherungsvertreterin von dem Versicherungsunternehmen, bei welcher er seine Haftpflichtversicherung abgeschlossen hatte. Sie möchte ihm ein Angebot über eine neue Police sowie eine neue Hausratversicherung unterbreiten. Erwin K. Hört zu. Die Frau redet. Sie ist nett, höflich, lacht an keiner unnötigen Stelle. Erwin K. sagt ihr er denke darüber nach und bedankt sich für ihren Anruf. Die Versicherungsvertreterin bedankt sich für seine Zeit. Aus der Küche dringen Radiogeräusche der Nachbarwohnung. Die Wände sind nicht sonderlich dick, also hört Erwin K. sehr oft, wie sei nebenan Radio hören, Kniffel spielen oder lautstarkt diskutieren. Das mag er nicht. Es ist ihm unangenehm. Aber er möchte auch nicht drüben klingeln und die hohe Lautstärke anmerken, denn dann müsste er ja offenbaren, dass er sie schon seit Jahren unfreiwillig bei ihren Gesprächen belauscht, das wäre ihm sehr unangenehm. Erwin K. Sortiert lieber weiter seine alten Zeitschriften. Später wird er noch einkaufen gehen. Es fehlen Brot, Margarine, Tee und Mehl. Zum Supermarkt wird er gehen und an der Kasse der kassierenden Person einen schönen Tag wünschen. Er wird davor an den Marmeladen vorbei gegangen sein und an den bunten Süßigkeitenregalen. Auch die Müsliabteilung und Saftregale wird er nicht beachten. Saft hat er noch zu Hause und Müsli ist ihm zu kompliziert. Nach der Rückkehr in seine Wohnung wird er das eingekaufte in Schränke und Regale einräumen, alles an den richtigen Platz, wo es hingehört. Mal sehen, vielleicht wird er dann das Kreuzworträtsel aus der Fernsehzeitschrift lösen. Gibt ja sonst heute nicht mehr viel zu tun. Dann wird Erwin K. zu Bett gehen. Und morgen wieder aufwachen. An einem Neuen Tag in seinem Leben.


Text: Justus Spannaus




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