Ich habe einen kleinen Karton mit ganz vielen bunten Dingen darin. Zeigen möchte ich sie lieber niemandem. Zugeschlossen mit einem glitzernden Schloss ist es mir doch lieber. Nur mein kleiner gefiederter Freund schaut mir zu wenn ich sie öffne. Im Dunkeln leuchtet der Inhalt mein Gesicht an und lässt ganz obskure Formen entstehen. Landschaften auf der Haut, Schattenwesen kräuseln sich. Ein Windzug kommt durch das Fenster herein und lässt Wilhelms Gefieder flattern. Ihn scheint das nicht zu kümmern. Ich würde auch gerne Flügel haben, weiß aber nicht ob es möglich ist eine anatomisch funktionable Operation durchzuführen. Und nur Flügel ohne den Fliegekomfort wäre mir doch etwas zu federig. Ich verliere mich gerne in Tagtraum-Fantasien, die alles ein bisschen bunter erscheinen lassen. Ob es dann wohl Feder-Salons geben würde, wo man seine Flügel gestutzt bekommt und die neuesten Farbtrends ausprobieren kann und vielleicht sogar eine Dauerwelle? Dabei muss ich an Bibo aus der Sesamstraße denken, der sah immer so aus als ob er eine Dauerwelle hätte. Ich merke, dass das Fenster immer noch auf ist und mein Körper der die Kälte bis jetzt gekonnt ausgeblendet hat zu zittern beginnt. Ich traue mich nicht mich zu bewegen, weil ein gruseliger Schatten den Bereich vor dem Fenster einnimmt. Ich versuche mir zu sagen, dass der Schatten ja schon da war, bevor ich ihn bemerkt habe und dementsprechend kein Grund zum Fürchten besteht, traue mich aber dennoch nur mit meiner Ernie und Bert Skimaske auf dem Kopf zum Fenster. Der Griff ist eisig und eine Gänsehaut erfasst meinen gesamten Körper. Das würde ich gerne mal in Zeitlupe aufnehmen, wie sich die Gänsehaut bildet. Könnten wir dann vielleicht auch Federn entwickeln, wenn wir schon Gänsehaut haben? Ich öffne meinen bunten Karton und hole meine fluoreszierende Wärmflasche heraus, die hat noch jeden Kälteschauer hinweggefegt. Und unter der Decke sieht es dann aus als würde sich ein Fötus entwickeln.
Text: Cedrick
Foto von Jannet Serhan von Pexels
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