Mein Wecker piept um 7:45 Uhr, jeden Tag, weil ich sonst eventuell durcheinander kommen würde. Als erstes greife ich zum Radio. Es steht neben dem Bett und ist noch so ein altes, also der Empfang über Antenne. Mein Sender ist auf Frequenz 92,3 und den wechsele ich auch nicht. Denn einen Sender klar und störungsfrei zu erwischen, ist gar nicht so einfach und macht mich nervös. Aber ich mag die vertrauten Stimmen ja, auch weil ich sie schon immer kenne.
Aber sie mag die vertrauten Stimmen ja, auch weil sie die schon immer kennt.
Sie bleibt dann noch 10 Minuten liegen und trinkt den Tee, den sie sich jeden Abend in eine Thermoskanne abfüllt. Nach dem Aufstehen nimmt sie sich Zeit für 20 Kniebeugen, zum Aufwachen. Danach Toilettengang, Zähneputzen, Duschen und Anziehen. Pünktlich um 8:30 Uhr verlässt sie das Haus, ohne Frühstück, ausnahmslos. Vor 12 Uhr isst sie nichts, nie, wegen Intervallfasten. Daran hat sie sich gewöhnt, das ist jetzt ganz normal. Aber sie trinkt 2,5 Liter am Tag, also 5 große Gläser, das ist auch gesünder. Im Büro wissen die Kolleginnen das schon. Erst haben sie sich gewundert, aber jetzt muss Hildegard nichts mehr erklären. In der Mittagspause geht sie jeden Tag mit zwei Kolleginnen zu Elisabeth. Das ist ein kleines Bistro. Die Wirtin weiß schon, was die Damen wollen. Auch wenn Elisabeth die Karte ändert, weiß sie, was ihre Pappenheimer davon gerne mögen. Hildegard nimmt gewöhnlich was mit Nudeln, eine kleine Apfelschorle und nachher einen Kaffee ohne Zucker, aber mit ein bisschen Milch. „Herrlich!“, denkt unsere Hilde dann und: „ Die macht aber auch einen guten Kaffee“. Sie mag ihre lustige Truppe. Denkt dann immer „ Also, wenn ich die Mädels nicht hätte, ich weiß nicht.“ Danach noch von 14 bis 17 Uhr tippen und schließlich "Tschüüß, schönen Feierabend und bis morgen!" Bevor sie nach Hause fährt, kauft sie noch kurz was beim Sparmarkt um die Ecke ein. Manchmal muss sie auch zur Drogerie. Um halb 7 ist Hildegard meistens zuhause. Da bleibt dann eine Stunde für was so anfällt. Das Abendbrot richtet sie sich auf einem Tablett an, schon fertig geschmiert und auch was Frisches dabei. Und ein Glas Alsterwasser. Das gönnt sie sich. Damit setzt sie sich dann in die Stube. Beim Abendprogramm ist eigentlich immer etwas dabei. Ganz selten ruft mal jemand an, meistens so Meinungsumfragen. Hildegard macht da gerne mit. Denn sie hat ja Zeit und will auch mal mitreden. Um 22 Uhr ist Schicht im Schacht, dann ist sie müde. Saubermachen steht am Wochenende auf dem Plan. Da ist sowieso alles anders und irgendwie … langweilig.
Text: E.J
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