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Brett vor dem Kopf

Kein Zweifel, ich habe ein Brett vor dem Kopf. Mit dem sitze ich vor der Mattscheibe. Mittels einer Taste soll ich, mit Daumen und Zeigefinger gleichzeitig, an einer Telefonkonferenz teilnehmen.Mit meiner Schreibgruppe.Normalerweise treffen wir uns an einem realen Tisch und leibhaftig. Aber gut, geht jetzt nicht: Corona! Mit Hilfe eines Freundes erscheint auf dem Bildschirm ein winziges Händchen mit ausgestrecktem Zeigefinger, huscht hin und her und reguliert den Ton.Nach und nach erscheinen am oberen Bildrand briefmarkengroße Kästchen mit ebensolchen Köpfen. Ich erkenne einige Mitbetroffene,Begrüßung. Es dauert eine Weile, bis alle dabei sind, aber dann beginnt die Lesung. Ergebnisse der Hausaufgabe vom letzten Mal. Es dauert. Meine Augen brennen, es quietscht in den Ohren, ich werde aufgefordert das Mikrophon auszuschalten. Das winzige Händchen zeigt mir den Mittelfinger und ich schreie nach Hilfe. Es zieht sich in die Länge mit den Vorträgen. Die ganze Geschichte kommt ziemlich futuristisch bei mir an, mir fehlt die lebhafte Diskussion. Nee, ist nicht mein Ding, da mach`ich nicht mit. Schade! Vielleicht liegt es aber auch an dem Brett? Ich überlege. schließlich entscheide ich: in absehbarer Zeit werden wir wieder zusammensitzen, diskutieren und lachen. Ich möchte meine Schreibgruppe gar nicht verlieren, und darum mache ich weiter. Das Brett vor meinem Kopf ist immer noch da, aber inzwischen ist es aus Teak-Holz.


Lotti Strehlow




Foto von FWStudio von Pexels

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